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Mount Robson

Das nächste Ziel unserer Reise war der Mount Robson Park. Wir wollten die Timberwolf Lodge beziehen. Die Wildnis war dort vollkommen; es gab keine Hotels oder dergleichen, nur Einheimische, die selbst Bed and Breakfast anboten.
Von Lake Louise brachen wir also auf. Eine lange Autofahrt bis in den Jasper Nationalpark stand uns bevor. Unterwegs sahen wir unseren ersten Schwarzbären aus nächster Nähe. Er überquerte die Straße so gemächlich, dass S. ihn bequem fotografieren konnte. Der Bär war schwarz wie die Nacht.
Zielstrebig näherten wir uns dem Mount Robson, dem höchsten Berg der kanadischen Rockies. Im Straßengraben räkelten sich zwei Wapitis. Ausgerechnet neben der Straße. Wieder gab es wunderschöne Fotos, weil sich die beiden Hirsche gar nicht stören ließen.
Die Timberwolf Lodge war traumhaft gelegen. Immer, wenn ich heute daran zurückdenke, stelle ich mir vor, dass ich eines Tages so leben könnte. Weit weg von allem, nichts um einen außer dem großen Wald, in dem die Bären und Wölfe leben. Abends sitzt man auf der hölzernen Terrasse, die Kolibris kommen und trinken Wasser und ich sehe ihnen dabei zu.
Ken und Suzanne begrüßten uns herzlich. Unsere Ferienwohnung lag im unteren Teil des Hauses. Von der Terrasse aus sah man auf die Berge. Auf dem Balkon schwirrten die Kolibris, weil dort eine Futtertränke installiert war.
Morgens machten Ken und Suzanne uns echt kanadisches Frühstück: Würstchen, Rührei, Pancakes mit Ahornsirup und Butter, dazu Kaffee mit French Vanilla Cream. Ich weiß noch, dass Suzanne sagte, die Kanadier würden alles French nennen, was irgendwie gut war. So gestärkt stand unserer Wanderung heute nichts mehr im Weg. Wir starteten beim Mount Robson. Insgesamt würden wir 32 Kilometer zurücklegen, und das auf 850 Höhenmeter. Wir waren fit und amüsierten uns über zwei junge Männer, die wegen einer wundgelaufenen Blase am Fuß umkehrten. Wanderer waren genug unterwegs, doch das störte uns nicht. Die Route war abenteuerlich und voller Mücken. Ständig schlug ich nach ihnen, trug am Ende aber doch einen mächtigen Stich mitten auf der Stirn mit mir herum. Wir überquerten Hängebrücken, reißende Flüsse und standen schließlich vor einem gigantischen Wasserfall. N., die davor posieren sollte, um den Größenvergleich auf dem Foto deutlich zu machen, kehrte klitschnass zu uns zurück. Auf dem Rückweg, gerade als wir eine Pause machten, donnerte es plötzlich. Wir dachten, ein Gewitter käme, doch tatsächlich war es eine Steinlawine am Berg nebenan.
Vollkommen erschöpft kehrten wir wieder in unsere Lodge zurück. Wir tranken Bier und Kokoswasser und S. erklärte mir, was es hieß, sich einen Wolf zu laufen.

Unser letztes Frühstück bei Ken und Suzanne war wieder sehr reichhaltig. Es gab Omelette mit viel Käse und Gemüse, dazu Toast mit selbstgemachter Marmelade. Schweren Herzens packten wir unsere Sachen, um aufzubrechen. Ken und Suzanne umarmten uns zum Abschied mit der Bitte, das nächste Mal die ganze Familie mitzubringen. Nichts würde ich lieber tun, als dorthin zurückzukehren und einfach ein paar Monate zu bleiben.

Wir setzten uns in unseren schwarzen Jeep und fuhren zu den Rearguard Falls. Nur kurz verweilten wir dort. Unsere nächste Destination war Jasper. Und es gab noch viel zu sehen.

 


Ich will alleine über die Berge gehn,
und keiner soll von meinen Wegen wissen;
denn wer den Pfad zu meinen Höhn gesehn,
hat mich von meinen Höhn herabgerissen.

Ich will alleine über die Berge gehn,
mein Lied soll ungehört am Fels verklingen,
und meine Klage soll im Wind verwehn; –
nur wer dem eignen Herzen singt, kann singen; –

nur wer dem eigenen Herzen klagt, kann klagen;
nur wer das eigne Herz erkennt, kann sehn. –
Hinauf zu mir! Ich will der Welt entsagen,
und will alleine über die Berge gehen.

(Erich Mühsam)